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Künstler: Masterplan

Album: MK II

Erscheinungsjahr: 2007

Anspieltipp: Warrior's cry

Autor: Tobias

Nicht mal ein Jahr ist es her, dass sich die Zukunft der deutschen-norwegischen vorzeige-Melodic-Metaler Masterplan vorsichtig gesprochen als ungewiss darstellte. Als im Mai des vergangenen Jahres fast zeitzeitig Frontmann und Goldkehlchen Jorn Lande, sowie Masterplan-Urvater und Mann an der Schießbude Uli Kusch die Band auf Grund „unüberbrückbarer musikalischer Differenzen“ verließen, hätte wohl selbst der treueste Fan und Berufsoptimist keinen Pfifferling mehr auf einen neuerlichen Silberling der Senkrechtstarter gesetzt. Die verbliebenen Mitglieder jedoch und allen voran Gründungsmitglied Roland Grapow (Ex-Helloween) stellten schnell klar, dass man an ein Ende der Band überhaupt keinen Gedanken verschwände und sich bereits um einen adäquaten Nachersatz für die ausgestiegenen Musiker bemühe, mit denen man alsbald den Nachfolger zum 2005er Meisterwerk „Aeronautics“ einzuspielen vermöge. In Form des Riot-Frontmannes Mike DiMeo, sowie des Ex-Rage-Schlagzeugers Mike Terrana sollte die Truppe dabei schnell fündig werden, sodass einem Aufnahmeprozess des dritten Langeisen nichts weiter als zahlreiche Vorurteile im Wege standen. „Masterplan haben nach dem Ausstieg ihres etatmäßigen Frontmanns Jorn Lande nicht nur das Herzstück sondern auch ihr Charisma verloren“, hörte man es allseits verlauten, ohne dabei zu wissen, wie die Band in der neuen Besetzung überhaupt klingen mag. Seit wenigen Wochen wird mit „MK II“ der neueste Longplayer der neu formierten Combo in den Regalen der Plattenläden feilgeboten, der nunmehr ein ernstliches Urteil über die Zukunft und vor allem das musikalische Angebot der Kappelle zulässt, und unweigerlich die Frage beantwortet, ob eine Band weiter existieren kann, wenn deren stärkstes Glied plötzlich und unerwartet herausbricht und eine Lücke hinterlässt, die bei fast jedem anderen professionellen Act unwiderruflich das Ende bedeutet hätte.

Neu-Drummer Mike Terrana bläst dabei bereits zu Beginn der Platte nach einem stimmungsvollen Intro mit ultraschnellen Doublebassattacken nicht nur jeden Zweifel über die musikalische Qualität der Formation in Windeseile hinfort, er treibt auch im Zusammenspiel mit einem wirklich famosen und facettenreichen Sangesorgan sämtlichen Anhängern der Melodic Metal-Fraktion die Freudentränen in die Augen. Der hier beschriebene Quasi-Opener „Warrior’s cry“, der unzweifelhaft nicht nur zum besten sondern wohl auch zum ungestümsten Material der Bandgeschichte gehört, drängt mit Hochdruck in die Hirnwindungen des geneigten Hörers, sodass man die steinige Entstehungsgeschichte des Tonträgers nur allzu schnell zu vergessen vermag. Die nachfolgende Singleauskopplung „Lost and gone“ hält diese Klasse spielend, besinnt sich aber auf im Midtempo angesiedelte Melodiebögen, die nicht selten vom Keyboard dominiert und getragen werden. Mit seinem eingängigen und erhabenen Chorus ist das anschließende „Keeps me burning“ der Ohrwurm der Platte schlechthin und wäre als erste Single vielleicht sogar noch geeigneter gewesen als vorgenanntes Stück. Das stimmungsvolle und riffgewaltige „Take me over“ hingegen zeigt abermals, dass Drummer Mike Terrana seinem Vorgänger Uli Kusch, wenn auch vielleicht nicht als Songwriter, zumindest aber an den Drums haushoch überlegen ist. Terrana scheint selbst bei den vertracktesten Passagen der auf dem Silberling präsentierten Kleinode noch unterfordert. Etwas anders verhält es sich mit dem zweiten Neuzugang der Mannschaft, der die zweifelsohne große Last mich sich rumschleppt, die Stimme des Melodic Metals schlechthin ersetzen zu müssen. Mike DiMeo hat letztendlich nicht die gewaltige Power seines Vorgängers, kompensiert das aber durch eine sehr sensible Melodieführung. Von der Grundausrichtung aber ähnelt die neue Stimme der alten wie ein Ei dem anderen, sodass sich der Hörer mehrfach verwundert die Augen respektive die Ohren reiben wird. Nachzuhören gibt es dieses Phänomen unter anderem bei der Hymne „I’m gonna win“, die zwar mitunter ziemlich schwülstig ausgefallen ist, trotzdem oder gerade deshalb zu den erhabensten Propagandisten auf dem gut 52minütigen Langeisen zählt. Der epische Uptempo-Song „Watching the world“ überzeugt anschließend mit seinen Ohrwurm-Refrain und groovigen Gitarrenparts, bevor ein dröhnender Chorus und dunkle Gitarrenriffs dem Song „Call the gipsy" etwas Mystisches verleihen, sodass er trotz seiner Kürze wiederum als durchaus starke Komposition klassifiziert werden kann. Balladesk wird mit „Trust in you“das letzte Viertel des Silberlings eingeleitet, bevor der reinrassige Power Metal Gassenhauer „Masterplan“ mit seinen Schlachtrufen eher von einem langen Gitarren- und abwechslungsreichen Drumpart, als von der Stimme des Neu-Frontmannes getragen wird. Der Song sollte jedoch vorrangig auf Konzerten einen echten Kracher darstellen. Deutlich besser gefällt dagegen das anschließende „Enemy“, das vor allem im Refrain durchaus interessante Tonfolgen aufzeigt. Leider verliert abschließend das epische „Heart of darkness“ seine anfängliche Tragik und Härte und versackt in einer eher langatmigen Endlosschleife, die den dritten Masterplan Output eher frevelhaft beendet.

So kann ich mich letztlich trotz der vielen lobenden Worte nicht ganz dazu hinreißen lassen, die sympathische Combo erneut mit der Höchstpunktzahl zu bedenken. Das Federvieh in sechsfacher Ausfertigung untermalt aber deutlich, dass „MK II“ mit wesentlich weniger Einschnitten als erwartet daherkommt und sich als homogenes Ganzes nahtlos in die sensationell starke Diskographie Masterplans einreiht. So schließe ich mit einer zwar überaus plakativen, in diesem Falle wohl aber durchaus trefflichen Sentenz: Totgesagte leben länger.

 

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